Am 2. Mai endete die Frist zur Einreichung eines Lizenzantrages für die 1. Bundesliga der Männer. Nachdem es das erklärte Ziel der Volleyball Bundesliga (VBL) war, dass zur Saison 2023/24 mindestens zwei Teams aus den 2. Ligen in die 1. Bundesliga aufsteigen, hat die VBL bekannt gegeben, dass mit dem ASV Dachau, den BADEN VOLLEYS SSC Karlsruhe, FT 1844 Freiburg und VC Bitterfeld-Wolfen gleich vier Mannschaften den Schritt in die höchste Spielklasse Deutschlands wagen. 

Nach vier Jahren will die Volleyball-Bundesliga wieder mit zwölf Teams in die neue Saison starten. So kommen aus der Süd-Gruppe der 2. Liga die Teams Baden Volleys SSC Karlsruhe, die FT 1844 Freiburg und der ASV Dachau dazu. Aus dem Norden der VC Bitterfeld-Wolfen. Dafür wurden die Lizenzanforderungen herabgesetzt. Die Liga hat zudem beschlossen, dass die neuen Teams zunächst nicht absteigen können.

Weiter offen bleibt, ob die Netzhoppers die Lizenz bekommen, da sie im April einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt hatten. 

Beim digitalen Pressegespräch hierzu waren die vier Aufsteiger in Person von Diego Ronconi (BADEN VOLLEYS SSC Karlsruhe), Raiko Worf (ASV Dachau), Florian Schneider (FT 1844 Freiburg) sowie Michael Eisel (VC Bitterfeld-Wolfen) dabei. Zudem standen Vanessa Persson (Helios GRIZZLYS Giesen), Julia Retzlaff (VBL-Geschäftsführerin) und Dennis Herter (Manger 1. Bundesliga VBL) für eine Einordnung zur Verfügung. Die Zusammenfassung gibt es hier.

Julia Retzlaff (Geschäftsführerin VBL) über die einmalige Situation, dass es vier Aufsteiger gibt und was dies für die Zukunft, insbesondere das Ligenprofil, bedeutet:

Wir haben 12 Anträge für die 1. Bundesliga vorliegen. Alle bisherigen Erstligisten haben den Antrag gestellt und die viel erfreulichere Nachricht ist, dass wir auch vier Aufsteiger begrüßen dürfen. Karlsruhe, Freiburg, Bitterfeld und Dachau wollen in der nächsten Saison Teil der 1. Bundesliga der Männer sein. Wir sind sehr stolz darauf, dass das gelungen ist. Das zeigt, dass wir die richtigen Maßnahmen ergriffen haben. Jetzt ist unsere gemeinsame Aufgabe dafür zu sorgen, dass die vier Aufsteiger ankommen und sich bestmöglich entwickeln, damit sie langfristig in der Liga bleiben können. Wir müssen auch daran denken, was in Jahr zwei und drei passiert. Wir können jetzt nicht mit unserem Engagement aufhören, sondern müssen das weiterdenken.

Wir haben weiterhin in der 1. Bundesliga die Klubs, die ganz oben stehen, die international orientiert sind, die eine Gruppe bilden. Dann gibt es die etablierten Erstligisten, die in professionellen und entwickelten Strukturen arbeiten. Mit den Aufsteigern kommt ein drittes Profil hinzu. Vereine mit Entwicklungspotenzial möchte ich sie nennen. Sie stehen sportlich und wirtschaftlich vor einer anderen Situation, haben aber den entsprechenden Entwicklungswillen und das Potential 

Dennis Herter (Manager 1. Liga VBL) über die gesenkten Lizenzanforderungen, die den Teams den Aufstieg ermöglichen:

Wir haben die Voraussetzungen auf das wirklich Notwendige reduziert und mit den Erstligisten gemeinsam überlegt, wo wir die Aufsteiger unterstützen können. Wir haben uns auf vier wesentliche Maßnahmen geeinigt. Das ist die Nichtabstiegsregelung für zwei Spielzeiten, das gibt den Vereinen die Zeit, sich Schritt für Schritt zu entwickeln und zu etablieren. Die Vereine dürfen außerdem in ihrer Zweitligahalle spielen. Es muss aber an den Standorten, an denen die Halle nicht die Erstligaanforderungen erfüllt, einen Entwicklungsplan geben. Der fremdlinienfreie Boden wird den Vereinen mietfrei im ersten Jahr zur Verfügung gestellt. Und das verpflichtende hauptamtliche Management stellt keine Voraussetzung mehr dar. Letztlich war aber auch ein anderer Punkt wichtig. Wir haben die Clubs durch die VBL und die etablierten Erstliga-Clubs in den letzten Monaten in ihrer Entwicklung eng begleitet und Know-How weitergegeben. Eine aktive Willkommenskultur hat zudem dazu beigetragen, Ängste abzubauen.

Diego Ronconi (Abteilungsleiter BADEN VOLLEYS SSC Karlsruhe und Mitglied des VBL-Aufsichtsrats) über die Beweggründe den Schritt in die 1. Bundesliga zu machen und die Ziele in der ersten Saison:

Das wichtigste Argument war tatsächlich die fehlende Alternative, denn sonst wäre es zum Stillstand gekommen. Der erneute Meistertitel konnte kein Ziel mehr sein. Wir wussten, wenn wir jetzt nicht weiter nach vorn gehen, gehen wir eher wieder rückwärts und das wollten wir nicht. Und natürlich war der zweite, wichtige Grund die vereinfachten Bedingungen. Mein großer Dank gilt den Erstligisten, die sich so sehr eingebracht haben. Das wurde glaube ich bisher nicht so wahrgenommen.

Wir erwarten uns jetzt einen verstärkten medialen Auftritt. Wir wollen die Infrastruktur weiterentwickeln. Und natürlich wird danach die sportliche Steigerung kommen. Die Teilnahme an den Playoffs wäre natürlich ein Ziel, mit dem wir liebäugeln 

Raiko Worf (Teammanager ASV Dachau) über die Reaktion des Umfeldes nach Bekanntgabe der Aufstiegsambitionen und die Bedeutung der Tatsache, dass nun vier Teams gemeinsam aufsteigen

Bei uns wurde der Aufstieg sehr positiv aufgenommen. Man hat so ein Hochgefühl gespürt in Dachau, was sicherlich auch der erfolgreichen Volleyball-Vergangenheit geschuldet ist. Dass noch mehrere Vereine mit hochgehen, ist sehr wertvoll für uns. Allein aufzusteigen, bedeutet sportlich sicherlich eher auf verlorenen Posten zu stehen. Und das ist weniger erstrebenswert. Unser Ziel ist es, dass wir von den Aufsteigern ganz vorn stehen wollen.

Florian Schneider (Teammanager FT 1844 Freiburg) über die Ziele der kommenden Saison und die Rolle der erleichterten Lizenzbedingungen

Bezüglich der Zuschauer und Zuschauerinnen haben wir die Messlatte schon recht hoch gelegt, beim Baden-Derby waren es 1.500. Ob wir sportlich mithalten können, das werden wir sehen. Wir stehen zu unserer Nachwuchsarbeit und wollen damit weitergehen. Wir werden uns punktuell verstärken, aber generell bleiben wir unserem Weg treu. Ich denke, es ist wichtig, dass wir diese Dreigliedrigkeit jetzt haben. Im Gegensatz zu den anderen möchte ich aber noch kein sportliches Ziel ausgeben. Ob wir auch ohne Vereinfachungen nach oben gegangen wären, weiß ich nicht. Wahrscheinlich eher nicht. Aber man kann nicht ewig stehen bleiben. Dennoch war es bisher beinahe utopisch für uns. Die Erleichterungen machen es natürlich attraktiver. Einfach machen es vor allem die Mitaufsteiger, um sportlich nicht auf verlorenem Posten zu stehen

Michael Eisel (Präsident VC Bitterfeld-Wolfen) über die Tatsache, das einzige Team aus der Nordstaffel zu sein, das aufsteigt und die Aufgaben, die noch vor ihnen liegen:

Es ist natürlich schade, dass niemand weiteres aus der Nordstaffel den Aufstieg wagt. Aber wir hatten sowieso weite Fahrtwege, dann ist es auch egal, wohin wir jetzt fahren. Auch für uns war es wichtig, dass es mehrere Aufsteiger gibt, dass man sich auf Augenhöhe misst und nicht nur verliert. So kann man sich sportlich an den oberen Bereich herantasten. Wir müssen einen Trainer finden und die Trainingsumfänge erweitern. Wir wollen unbedingt versuchen, diesen Schwung, den wir jetzt ausgelöst haben, auch zu nutzen. Dass wir weitere Sponsoren finden, damit es auch langfristig funktioniert

Vanessa Persson (Marketing & Unternehmensentwicklung Helios GRIZZLYS Giesen) über die Bedeutung der Aufsteiger für die etablierten Erstligisten und die Entscheidung, die Lizenzanforderungen zu verringern

Es ist toll, dass das Ziel erreicht ist und wir hoffentlich mit einer vollen ersten Liga in die neue Saison starten können. Wir hoffen auf die nächsten Schritte im kommenden Jahr, aber das Zwischenziel ist erreicht. Trotz Pandemiezeit und Energiekrise machen wir einen positiven Schritt zu einer vollen 1. Bundesliga, vielleicht auch mit einem regulären Auf- und Abstieg. Wir denken da über die Vereinsgrenzen hinweg, es geht um etwas Größeres. Es ist gut für den Volleyball in Deutschland. Es gibt ja auch genug Beispiele mit Lüneburg und Herrsching, die zeigen, dass sich der Aufstieg lohnt und sich Standorte innerhalb der Liga gut entwickeln können. Schwer gefallen sind uns die Vereinfachungen nicht. Es geht uns vor allem darum, wie sich die Aufsteiger präsentieren und welche Vision sie haben. Wir wollen weiterhin als professionelle Liga wahrgenommen werden. Auf seine individuelle Art hat jeder Verein ein nachhaltiges Herangehen an diese Mission 1. Bundesliga. Es darf am Ende nicht in Aktionismus enden. Es muss der Wille da sein, die Strukturen auszubilden und zu entwickeln. Damit haben wir in Giesen auch Erfolg gehabt, es Step by Step zu machen. Man kann individuelle Lösungen finden und damit den Klub und die Liga voranbringen.